Der Blaue Kammweg (tsch. Modrá hřebenovka) wurde 1902 und zwar am 13. April desselbigen Jahres aus der Taufe gehoben. An diesem Tag trafen sich in Varnsdorf Vertreter deutscher und böhmischer Gebirgs- und Wandervereine, die damals in Nordböhmen und in der Südlausitz aktiv waren, um einen einheitlich beschilderten und in seinem Ausmaß wahrhaft monumentalen Fernwanderweg über die Kammpartien des Lausitzer Gebirges zu planen. Damals ahnte wohl keiner, welche grandiosen Ausmaße diese Wanderroute letztendlich erreicht, vor allem aber, welche Bewunderung sie erntet. Dabei schwebten seinen Autoren das berühmte Wanderwegnetz in der Umgebung des Salzburger Kurorts Zell am See, der Thüringer Rennsteig und bescheidenere Wanderwegnetze im Böhmerwald (Šumava) vor. Der erste Abschnitt des „Blauen Kammweges“ wurde vom Jeschken/Ještěd zum Rosenberg/Růžový vrch vorgeschlagen. Die Idee zur Gründung des Kammweges stammte von J. Mohr aus Rumburg, dem Wegemeister des Gebirgsvereins für den nördlichste Teil von Böhmen, folgerichtig wurde dieser mit der Koordination und Aufsicht über das Vorhaben beauftragt. Auf der Versammlung wurde zudem vereinbart, dass die einzelnen Vereine im Rahmen ihrer jeweiligen Gebietszuständigkeit für die Kosten der Wegemarkierung aufkommen. Der gesamte Kammweg hatte damals eine Gesamtlänge von ca. 60 km, zudem wurde eine einheitliche, spezielle Beschilderung vereinbart – zumeist Zinktafeln mit einem vierzackigen, blauen Kamm im weißen Feld. Dabei gedachte man diese Hauptroute schrittweise durch weitere abzweigende, markierte Routen zu ergänzen, um so ein einmaliges, komplexes Wanderwegnetz für die Wanderfreunde zu schaffen.
Die einzelnen Routen wurden so konzipiert, dass sie wichtige und bedeutende Landschaftspunkte berührten und erschlossen. Man wanderte vom Jeschken/Ještěd in nordwestliche Richtung über den Jeschkenkamm/Ještědský hřeben über Ausgespann/Výpřež, die Moiselkoppe/Malý Ještěd, die Scheuflerkoppe/Lom und die Christophoruskapelle zum Kleinen Kalkberg/Malý Vápenný, Spitzberg/Zdislavský Špičák und Großen Kalkberg/Velký Vápenný in den Pass Freudenhöhe/Na rozkoši. Von hier führte die Route ins Lausitzer Gebirge – über den Trögelsberg/VysokáVysoká, Ostrý vrch /Spitzstein zum Paß/Horní Sedlo, weiter zum Pfaffenstein/Popova skála, zum Pass unter dem Hufeisenstein/Podkova und zur Tobiaskiefer. Hier wechselte der Pfad in einem kurzen Abschnitt auf heutiges deutsches Gebiet, zum Ort Lückendorf über, um jedoch wenig später im Grenzpass Kammloch wieder auf tschechisches Gebiet zurückzukehren. Weiter führte er über den Gipfel des Hochwaldes/Hvozd, den Johannesstein/Jánské kameny, den Plissenberg/Plešivec und die Rabensteine/Krkavčí kameny zum höchsten Berg des Lausitzer Gebirges, der Lausche/Luž, vorbei an der Burgruine Tollenstein/Tolštejn zum Tannenberg/Jedlova, nach Schönfeld/Krásné Pole und über den Kaltenberg/Studenec in die Orte Hasel/Lísku und Kamnitzbach/Kamenice. Hier verließ der Kammweg das Lausitzer Gebirge und ging ins heutige „LSG Elbsandsteine“ fort und zwar über die Ortschaft Všemily/Schemmel. Die gesamte Route dieses Teils des Kammweges endete im Nationalpark Böhmische Schweiz und verlief von der (Wüstung) Grundmühle/Dolský mlýn zu seinem Ziel – dem Rosenberg/Růžový vrch.
Schon wenig später (im September 1903) schlossen sich der Gebirgsverein für das Jeschken- und Isergebirge sowie der Riesengebirgsverein dem Projekt an, die seine Fortsetzung in nördlicher Richtung vorschlugen – vom Jeschken/Ještěd über Reichenberg/Liberec auf dem Lubokeier Kamm/Hlubocký hřeben in Richtung Tannwald/Tanvald und anschließend über die Kämme des Riesengebirges zum höchsten Gipfel der Tschechischen Republik – zur Schneekoppe/Sněžka.
1904 schlossen sich die Erzgebirgsvereine an, mit einem seiner Hauptautoren, Josef Franz Brechensbauer an der Spitze und unter dem Motto „Aus Tetschen/Děčín nach Asch/Aš“, 1913 wurde er bis nach Blankenstein an der Saale verlängert. Der Erzgebirgsteil des Fernwanderweges wurde 1905 abgesteckt und dies mit der Hilfe und Unterstützung des sächsischen Erzgebirgsvereins. Er war an die 290 km lang und führte von der Elbe in Teschen/Děčín quer durch das Erzgebirge bis zu den Hängen des Fichtelgebirges/Smrčiny bei Asch/Aš. Immer weitere Gebirgsvereine schlossen sich an und so nahm die Idee von der touristischen Erschließung nahezu aller mitteleuropäischer Gebirgszüge vom Saarland bis nach Schlesien langsam Gestalt an.
In seinen ruhmreichsten Zeiten, d.h. der 1. Tschechoslowakischen Republik, führte der Blaue Kammweg vom thüringischen Blankenstein an der Saale, durchs ganze Erzgebirge und die Sächsische und Böhmische Schweiz, über das Lausitzer Gebirge, den Jeschkenkamm und das Isergebirge bis ins Riesengebirge und von hier über das Braunauer Ländchen/Broumovsko, das Adlergebirge/Orlické hory und den Glatzer Schneeberg/Kralický Sněžník bis zum Altvater/Praděd, dem höchsten Gipfel des gleichnamigen Gebirges, tsch. Hrubý Jeseník. Jenerzeit maß er ungefähr 800 km.